Selbstfürsorge Now!
Selbstfürsorge Now!
Fabian Hart stellt in seinen Beiträgen immer wieder tradierte Rollenbilder infrage, ob auf seinen eigenen Plattformen oder als Autor für unter anderem Vogue und TUSH. Ein großes Thema ist für ihn Selbstfürsorge, gerade im Kontext Männlichkeit. Als #Selfcare wird sie kulturell noch immer als „Frauensache“ bewertet und auch verschlagwortet, obwohl seiner Meinung nach darin vor allem für Männer ein emanzipatorischer Punkt liegt: die Geschichte vom ewig starken Geschlecht endlich auszuerzählen. Männer sind nicht – oder eben nicht nur – breite Schultern und starker Körper, sondern auch psychisch empfindsam und Hart findet, es sei für uns alle wichtig zu lernen, mit sich selbst sanft umzugehen.
In unserer Gesellschaft werden Mädchen schon früh an das Thema Hautpflege herangeführt, Jungen eher nicht. Wie nimmst du das wahr – und wie kommt es, dass du als Mann so ein großes Interesse an Hautpflege entwickelt hast?
Unsere Gesellschaft setzt ja regelrecht voraus, dass Aufgaben, die mit Pflege und Umsorgen in Verbindung stehen, von Frauen als interessant empfunden und auch ausgeführt werden. Begründet wird das oft biologistisch, dass es einfach natürlich sei, dass Frauen für Sorgearbeit verantwortlich sind, schließlich seien sie es, die Kinder zur Welt brächten. Wann aber wurde daraus, dass Frauen ihre Männer an Zahnarzttermine erinnern, 82% der Pflegekräfte in Deutschland weiblich sind? Das ist nicht Natur, das ist von Gesellschaft gemachte Rollenzuschreibungen. Ich habe schon früh versucht mich von diesen geschlechtlichen Rollenbildern zu lösen, da ich da nie reingepasst habe und als gay Junge / Mann eher „untypisch männlich" war.
Du sprichst immer wieder den emanzipatorischen Charakter von Selfcare für Männer an. Selfcare ist mehr als Hautpflege. Was gehört für dich noch dazu?
Die traditionelle Rollenverteilung, die bis heute statistisch die Struktur unserer Gesellschaft prägt, ist, dass der Mann als „Haupterwerbsträger" wirtschaftlicher Versorger der Familie ist, während Frauen die Fürsorgerinnen sind. Das verändert sich, aber eben eher durch die Emanzipationswellen der Frauenbewegung. Durch die Selbstbestimmtheit und finanzielle Unabhängigkeit der Frau entwickelt sich der Mann in vielen Fällen eher passiv mit. Oft wird von einer „Sinnkrise der Männlichkeit" gesprochen. Ich denke schon, dass auch eine Emanzipationsbewegung notwendig ist, die von Männern ausgeht. Die Überwindung der Scham als weiblich bzw. feminin festgelegte Eigenschaften, Berufe und Aufgaben zu übernehmen muss Teil dieser Bewegung sein. Natürlich sollte da auch der Wille zum Wandel bestehen und ich glaube, dass im Thema Selbstfürsorge eine emanzipatorische Komponente für den Mann liegt. Ein Pflegeprodukt im Bad ist da sicherlich nicht die Lösung, aber es kann ein gutes Training sein für Soft Skills! Männer müssen sich Pflegeprodukte nicht ins Gesicht klatschen wie After Shave in der Werbung. Zu lernen, mit sich selbst sanft umzugehen, ist der Schlüssel für viele Beziehungen.
Vor der Corona-Pandemie hast du mehrere Jahre in New York gelebt. Gibt es Unterschiede zwischen Hamburg und New York, was die gesellschaftlichen Erwartungen an Männer betrifft?
Ich habe bis 2020 in Fort Greene, Brooklyn gewohnt und nie zuvor mit so vielen Personen unterschiedlicher Kulturen in einer Stadt. Innerhalb dieser Communities unterscheiden sich Männlichkeitsanforderungen sicherlich, aber sowohl die USA als auch Deutschland sind patriarchal geprägt und damit gleicht sich die Idee von was männlich ist oder wer männlich ist. Allerdings kann ich sagen, dass etwa die queere Community in NYC präsenter ist als beispielsweise hier in Hamburg ...
Musst du mit Kritik oder Gegenwind rechnen, wenn du dich zum Thema Männlichkeit äußerst?
Auf jeden Fall, mir wird oft vorgeworfen ich wäre ein „Frauenversteher“ oder wolle Männer entmännlichen. Das ist noch nett ausformuliert. Manche kommentieren meine Beiträge auf viel heftigere Art. Vor allem Männer und wenn ich über Feminismus spreche – oder wenn ich einfach nur eine Gesichtsmaske trage. Ich glaube viele Männer fürchten den Feminismus, schon allein weil „feminin“ im Wort vorkommt und Männlichkeit eben immer auch die Ablehnung ist von allem das als weiblich verstanden wird. Viele denken, Geschlechtergerechtigkeit bedeutet für den Mann der Verlust männlicher Privilegien. Aber Macht abzugeben bedeutet auch Verantwortung teilen und das ist zwangsläufig gesünder, entspannter.
Zum Schluss würden wir gerne wissen: Welches cicé-Produkt sollte jeder Mann im Badezimmer haben?
Ich kann hier nur für mich sprechen und was für mich gut funktioniert ist etwa der cicé Reinigungsschaum! Der ist mega sanft und reinigt gründlich, gerade wenn ich einen Bart trage, habe ich das Gefühl, dass durch den Schaum die Barthaare gründlich gewaschen werden und ich rasiere auch meine Konturen mit dem cicé Reinigungsschaum. Außerdem mag ich die Augencreme sehr mit bioaktiven Peptiden, die mega sanft wirken gegen Augenschatten. Generell mag ich es einfach mir morgens und abends für mich Zeit zu nehmen im Bad … Einmal hat ein Follower kommentiert „Bei der Routine brauchst du ja länger im Bad als eine Frau…“ Aber welche Frau meint er da konkret – das ist auch wieder nur ein Klischee. Und selbst wenn? Es ist für mich keine Beleidigung als unmännlich oder feminin zu gelten. Es ist eher ein Zeichen dafür, dass ich mich unterscheide.
Wer mehr von Fabian lesen möchte, sollte ihm unbedingt auf Instagram folgen.